Jahreskonzert 2010: Band und Orchester in Soul-Musik vereint
HERBOLZHEIM. "Stars and Soul" war das Motto, unter welches die Herbolzheimer Stadtmusik am Samstag ihr Jahreskonzert stellte. Sterne und Seele waren in der Breisgauhalle tatsächlich geboten – für Auge und Ohr. Stadtmusikdirektor Wolfgang Peter hatte seinen Wunsch verwirklicht, die von ihm 1993 mit gegründete Herbolzheimer Band "Soul’s back in town" gemeinsam mit der Stadtkapelle musizieren zu lassen. Eine kunstvoll mit schwebenden Sternen, Lichtervorhang und Tannen dekorierte Bühne gab den feierlichen Rahmen. Und im Laufe des Abends konnte man die Verwandlung eines Blasmusikkonzertes zum Soul-Konzert erleben.

Die "Olympic Fanfare", die der Amerikaner John Williams 1984 für die Sommerspiele in Los Angeles komponiert hat, eröffnete den musikalischen Reigen. Von der monumentalen Schönheit der Berge schwärmend folgte die "Alpina Saga" des Österreichers Thomas Doss. Getragenem Tiefblech und Männerstimmen gelang es im Wechsel mit Trompeten, faszinierende Stimmungsbilder zu malen. Und obenauf glitzerte wie Schneeflocken eine allerfeinst gestreute Percussion – "Wind Chimes", wie der 13-jährige Schlagzeuger Hannes Engel in der Pause erklärte. Auch beim rasanten Filmklassiker "Ben Hur" des ungarisch-amerikanischen Miklós Rózsa konnten die Herbolzheimer klanglich aus dem Vollen schöpfen. Den Abschluss des traditionelleren Programmteils bildete die Polka "Zwei Schürzenjäger" von Franz Watz. Die Soli von Silke Jäger (Flügelhorn) und Kurt Berblinger (Tenorhorn) bekamen lebhaften Applaus.
Eine üppige "Liverpool Sound Collection" von Toshihiko Sahashi brachte unwiderstehlichen Groove. In dem Medley aus 60er-Jahre-Hits waren die Musiker in ihrem Element. Roland Herrmann, der Moderator des Abends übergab an dieser Stelle vorübergehend an Lena Burkhart, deren Klarinette wegen des bevorstehenden Abiturs pausierte. Bei stilvoll servierten Drinks und Snacks konnten sich Zuhörer und Musiker in der anschließenden Pause erholen und Tombola-Lose für Gewinne von Wärmflasche bis Fußball erwerben.
Das anspruchsvolle "Funk Attack" des österreichischen Komponisten Otto M. Schwarz forderte die Musiker wieder mit sportlichen Tempi und spannendem Klangspektrum. Bei "Fusion Factory" des Amerikaners James L. Hosay kam sogar ein kräftiger E-Bass zum Einsatz. Ein meisterhaft von Stadtmusikdirektor Wolfgang Peter dargebotenes Saxophon-Solo leitete im Billy Paul Hit "Me & Mrs Jones" in den souligen Teil des Abends über. "The Sound of Philadelphia" der MFSB ("Mothers, Fathers, Sisters, Brothers") bot üppiges 70er-Jahre-Flair und bereits der erste Auftritt von "Soul’s back in Town" tränkte den Saal förmlich mit Soul. Leider wurde die Stimme Susanne Franks vermisst, die wegen einer Bronchitis passen musste. Stadtmusikdirektor Wolfgang Peter machte seinem Titel alle Ehre: Nahtlos wusste er Band und Orchester in der Soulmusik zu vereinen. Während ein mitreißendes "Celebration" von Kool and the Gang den Sopran Susanne Karkossas zur Geltung, brachte, zeigten die Bläsersätze das Können der Stadtmusiker. Sibylle Schmitz-Hundertmark machte mit ausdrucksvollem Alt in "I’ve got the music in me" von Bias Boshell die tragende Kraft der Musik spürbar. Bei der Zugabe "It’s raining men, halleluja!" von Geri Halliwell füllten die Stimmen der beiden Frontsängerinnen die Halle bis in die letzte Ritze.
Die angekündigten Ehrungen eröffnete Dieter Leibbrand, der Bezirksvorsitzende des Oberbadischen Blasmusikverbands, mit viel Humor: Nun würden nicht mehr alte Kameraden, sondern besondere Typen geehrt, die sich "um diesen Laden gerissen" und die Stadtmusik "am Brummen" gehalten hätten. Liebevoll zelebrierten Präsident Ernst Schilling und Orchesterchefin Ute Herrmann-Glöckle den Ehrenakt. Für mehr als 25-jähriges Engagement geehrt wurden Silke Jäger, Ute Herrmann-Glöckle, Wolfgang Peter, Eberhard Rees und Albrecht Herbstritt. Helga Schmidt wurde zum Ehrenmitglied und Eberhard Rees zum Ehrenvorstand ernannt (die BZ berichtet noch ausführlich).
Ausgiebig warb Schilling um Mitgliedschaft im neu gegründeten Förderverein. Dieser soll den Aufbau einer Jugendkapelle mit Vororchester ermöglichen. Trotz Soul-Konzert: Ein Fest der Stadtmusik ohne den Marsch "Hoch Badnerland" von Emil Dörle kann es nicht geben. Und so endete auch dieser Abend. Da fehlte eigentlich nur noch ein LED-Lauftext am Bühnenrand, damit auch das Publikum das Lied kräftig mitsingen könnte.
Quelle: Bericht aus der Badischen Zeitung vom 6. Dezember 2010 von Ute Schöler