Jahreskonzert 2008: Musik bereitet tierisches Vergnügen
HERBOLZHEIM. Normalerweise suchen sich Musikvereine am liebsten fremde Länder aus, wenn sie ein Konzert unter ein Motto stellen. Italien zum Beispiel. Oder Spanien. Die Stadtmusik Herbolzheim ging bei ihrem Jahreskonzert am Samstag vor rund 400 Zuhörern in der Breisgauhalle einen anderen Weg – und widmete sich allem, was kreucht und fleucht. Ihr rund zweieinhalbstündiger Auftritt stand unter dem Motto "Einfach tierisch". Das ließ jede Menge Spielraum: Schmetterlinge zum Beispiel waren eher holzlastige Tiere, bei Elefanten und Blechbläser durften sich die Blechbläser richtig austoben.

Wobei das erste Stück des Abends nicht einmal mit Tieren zu tun hatte. Lorenzo Husceddus "Quiet Song" war "zum Warmspielen", wie Moderator Roland Herrmann verkündete. Der Titel war spontan ins Programm genommen worden. "Wir wollten nicht mit einem Marsch anfangen", erzählt Stadtmusik-Vorsitzender Michael Rees. Das wäre normalerweise das erste Stück gewesen – ein lupenreiner Konzertmarsch von Alexander Pfluger mit dem Titel "Auf Adlers Schwingen."
Der nächste Programmpunkt hatte sechs Sätze und hatte ein einziges Thema: Einen "Tag im Zoo." Die Komposition von James Curnow nahm sich wuseligem Krabbelgetier genauso an wie pompösen Elefanten, chaotischen Affen und agressiven Raubkatzen. A propos agressiv: Das waren auch die nächsten beiden Stücke aus dem Bereich Filmmusik. Einmal ging es einmal um menschenfressende Dinosaurier auf der Jagd nach Essen (Jurassic Park), ein anderes Mal um einen tobenden Riesenaffen auf der Suche nach Liebe (King-Kong).
Es folgten weitere bekannte Melodien: Die Musik zum Disney-Klassiker "Die Schöne und das Biest." Der Soundtrack zum "König der Löwen" – mit zwei Songs von Elton John, die vor Jahren im Radio rauf und runter gedudelt worden waren. Dann zwei Stücke von Weltruhm, beide von Henry Mancini: Der "Baby Elephant Walk" und "Pink Panther." Bei Georg Mayers lautmalerischem "Frosch-Konzert" produzierte das 49-köpfige Orchester unter Stadtmusikdirektor Wolfgang Peter ein lautstarkes Quälen. Solisten an der Trompete waren hier: Thomas Hämmerle, Patrick Meyer, Benjamin Peter und Steffen Gaiser.
Nächstes Stück: "The chicken" aus der Feder des Bassisten Jaco Pastorius, eine lässig vor sich hingroovende Komposition, bei der sich gleich drei Musiker solo präsentieren durften: Johannes Held am Saxofon, Horrit Waldschmidt an der Posaune, Michael Eble am E-Bass. Zum Abschluss gab es dann einen Klassiker: "El Condor Pasa" – mit Lisa Holub und Ute Herrmann als Solistinnen an den Querflöten. Applaus gab es auch für die Zugaben: Jim Steinmans "Tanz der Vampire" und Emil Dörles Mitklatsch-Klassiker "Hoch Badnerland."
"Uns hat’s riesig Spaß gemacht", sagte Stadtmusik-Chef Michael Rees kurz vor Konzertende ins Mikrofon. Und erzählte, dass er in der Pause von einigen Zuschauern darauf angesprochen worden war, denen das Konzert zu Modern war. "Wir hoffen, es hat euch trotzdem gefallen", sagte er. Das Publikum reagierte sofort – mit Applaus.
"Ich wollte ein bisschen besänftigen", sagt er am Morgen danach. "Wir mussten einen Mittelweg finden zwischen jungem Publikum und älterem Publikum." Nach dem Konzert wiederum seien dann viele auf ihn zugekommen und hätten der Stadtmusik zu ihrem Programm gratuliert. "Auf jeden Fall", sagt er, "haben wir es geschafft, dass richtig viel diskutiert worden ist."
Ehrungen gab es keine – nur Auszeichnungen für junge Musiker, die das Leistungsabzeichen abgelegt hatten. Die Auszeichnung in Bronze berechtigt zur Teilnahme im aktiven Orchester; Luisa Haug, Franziska Berblinger, Luisa König, Sandra Leonhardt (alle Klarinette) und Hannes Leonhardt (Saxophon) wurften sie entgegennehmen. Das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Silber ging an Nicole Hauk (Klarinette).
Quelle: Badische-Zeitung vom 7. Dezember 2008 - Autor: Patrik Müller