Interview mit Wolfgang Peter: "Gehen, wenn’s am schönsten ist"
HERBOLZHEIM. Seit 1993 schwingt Dirigent Wolfgang Peter als musikalischer Leiter den Stab bei der Stadtmusik Herbolzheim. Anfang Januar 2016 wird er den Dirigentenstab an seinen Nachfolger Bastian Lohnert weitergeben. Christiane Franz sprach mit Wolfgang Peter über die Gründe, warum er aufhört, die Bilanz seiner Zeit bei der Stadtmusik und das Jahreskonzert im Dezember, das ihm zum Abschied gewidmet ist.
BZ: Nach 22 Jahren traut man sich fast nicht zu fragen, warum Sie aufhören. Trotzdem: Warum gerade jetzt?
Wolfgang Peter: (lacht) Wenn‘s am Schönsten ist, soll man gehen! Hauptgrund ist, dass ich mehr Zeit für mich haben will. Ich spiele beispielsweise bei der regionalen Band "Souls back in town" mit. Außerdem fordert mich mein Beruf zeitlich sehr.
BZ: Wie begann es damals vor 22 Jahren?
Peter: Ich habe die Stadtmusik zu Beginn in einem etwas desolaten Zustand abgeholt. Das Orchester zählte rund 30 Musiker, einige waren damals abgewandert. Es gab keine Jugend-Ausbildung. Wir haben dann die Ausbildung zuerst in Zusammenarbeit mit einer Musikschule probiert. Seit etwa drei Jahren machen wir das in Eigenregie und mit eigens engagierten professionellen Ausbildern. Das wirkt sich jetzt aus und wir sind auf einem guten Weg, was die Nachwuchsförderung angeht.
BZ: Haben Sie mit der Stadtmusik das erreicht, was Sie erreichen wollten?
Peter: Mein Wahlspruch war immer: "Qualität von Quantität". Die Stadtmusik sollte 50 bis 55 Musiker stark sein. Momentan zählen 45 Musiker zum Hauptorchester. In der Jugendkapelle spielen 17, insgesamt in Ausbildung sind 33 Kinder und Jugendliche. Jedoch gibt es hier in Herbolzheim über 130 Vereine - an dieser Konkurrenz haben wir zu knabbern. Mit den "Happy Five" sowie den "Bubentälern" als Unterhaltungskapelle ist es mit gelungen, aus der Stadtmusik heraus kleinere Besetzungen zu formieren. Ich habe die Jahreskonzerte von Tische-und-Bänke-Konzerte in Stuhlkonzerte umgewandelt. Musikalisch sind wir wie gesagt auf einem guten Weg. Aber nach 22 Jahren kennt man sich in- und auswendig. Um die Stadtmusik weiter voranzubringen und ihr auch ein bisschen "frischen Wind" einzuhauchen, sollte eine neue musikalische Leitung kommen.
BZ: Seit 45 Jahren machen Sie Musik und leiten Orchester. Welche Instrumente spielen Sie selbst?
Peter: Trompete! Aber auch Saxophon und diverse andere Instrumente. (kurze Pause) Mein Hauptinstrument ist das Orchester (lacht). Es ist immer interessant, mit dem Orchester zu arbeiten. Ich habe 16 Jahre die Musikkapelle Rust und jetzt 22 Jahre die Stadtmusik Herbolzheim geleitet. Verbunden bleibe ich der Stadtmusik – es sind Freundschaften entstanden und auch mein Sohn wird weiterhin im Orchester spielen.
BZ: Ihre Musikerkollegen loben Sie, dass Sie immer tolle Ideen für die Konzerte eingebracht haben. Wie viele Konzerte waren es und wie blicken Sie auf diese zurück?
Peter: Es waren tatsächlich 22 Jahreskonzerte, zwei Kirchenkonzerte, die fast jährlichen Auftritte beim Open Air, Musikfest oder beim Jubiläum. Dazu kommen zahlreiche kleinere Auftritte sowie die festen Termine in der Kirche. Die Kirchenauftritte haben wir immer als kleine Kirchenkonzerte gestaltet, das war mir wichtig. Bei den Jahreskonzerten legte ich Wert darauf, Sänger und Musiker als Solisten zu integrieren.
BZ: Das Jahreskonzert Anfang Dezember ist Ihnen gewidmet. Was dürfen die Zuhörer erwarten?
Peter: Das Motto ist "22 Sterne für Wolfgang Peter". Wir eröffnen mit meinem allerersten Konzertstück von 1993. Ansonsten kommen meine Lieblings-Soli-Stücke aus den letzten Jahren. Das Konzert ist aber nicht nur Rückblick. Wir spielen auch neue anspruchsvolle Stücke, wie die "Huckleberry Finn Suite".
Info: Das Konzert findet am 5. Dezember in der Breisgauhalle in Herbolzheim statt. Beginn ist um 19.30 Uhr. Karten im Vorverkauf gibt es im Torhaus in Herbolzheim.
Artikel aus der Badischen Zeitung vom 28. November 2015 - Autor: Christiane Franz