Sisteron 2006: Die Idee eines geeinten Europas leben
SISTERON/HERBOLZHEIM. Ein langes Wochenende ganz im Zeichen des vereinten Europas erlebten 130 Gäste aus Herbolzheim in der südfranzösischen Partnerstadt Sisteron. 30 Jahre Partnerschaft — das hatte man bereits im vergangenen Jahr gemeinsam in Herbolzheim gefeiert. Jetzt ließ man in Sisteron das große Jubiläum und die in 30 Jahren gewachsene, enge Freundschaft zwischen den Menschen beider Städte nochmals hochleben.

Aufgebrochen war die Herbolzheimer Delegation in verschiedenen Gruppen, doch am Samstag versammelten sich alle, der Radsportverein, die Stadtmusik, die Abteilung Tischtennis des Turnvereins, die Feuerwehr Wagenstadt und die Delegation des Partnerschaftsvereins beim offiziellen Festakt in Sisteron. Gefeiert wurde in der Sisteroner Sport- und Festhalle, wo eine Ausstellung von Fotografien und Artikeln der letzten 30 Jahre an vergangene Zeiten erinnerte.Eingerahmt war die Feier von Gesängen des dortigen Chores, mehreren Stücken der gemeinsam spielenden Stadtmusiken, Gedichtvorträgen französischer Schulkinder und Folkloretanz der in Herbolzheim bereits gut bekannten “Quadrille Sisteronnais” .
In aller Form begrüßte Sisterons Bürgermeister Daniel Spagnou die heimischen wie auch die ausländischen Gäste. Zu diesen zählten nicht nur die große deutsche Delegation, sondern auch die Bürgermeister der neu mit in die Partnerschaft eingebundenen Städte Kremnica (Slowakei), Morawica (Polen) und Fidenza (Italien).
Eine überraschende und besondere Auszeichnung erhielten beim Festakt der Herbolzheimer Bürgermeister Ernst Schilling und der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, Hans-Peter Baumann. Ihnen wurde von der französischen Nationalversammlung eine Anerkennungsmedaille für ihre herausragenden Bemühungen um die deutsch-französische Freundschaft übergeben. “Das ist schon etwas ganz Besonderes, das mich sehr überrascht hat” , kommentierte Ernst Schilling die Ehrung. Aber auch er verlieh im Namen der Stadt Herbolzheim besondere Auszeichnungen. Er überreichte die Goldene Bürgermedaille “für herausragende Verdienste um die Völkerverständigung in einem vereinten Europa” sowohl seinem Amtskollegen Daniel Spagnou, als auch der Lehrerin Mireille Planquès, die sich um die Anfänge der Partnerschaft sehr bemüht hatte und auch ein Gründungsmitglied des Sisteroner “Comité de Jumelage” (Partnerschaftskomite) war.
Nach dem offiziellen Festakt kam der gemütliche Teil. Im benachbarten Boulodrome feierten mehrere hundert Herbolzheimer und Sisteroner auf französische Art mit einem Festessen, Sketchen, Vorführungen und ausgelassenem Tanz.
Die Anreise nach Sisteron hatten die verschiedenen Gruppen auf unterschiedliche Weise genutzt. Die Partnerschaftsfreunde um Hans-Peter Baumann, zu denen auch die Wagenstädter Feuerwehr gehörte, hatten sich bereits am Donnerstag auf den Weg gemacht. Auf der Hinfahrt wollte die 58-köpfige Gruppe auch einige der kulturellen und landschaftlichen Schönheiten Frankreichs kennen lernen. Erster Abstecher war das Städtchen Tournus, das besonders für seine alte karolingische Kirche bekannt ist. Nächster Halt war Lyon, wo die Reisegruppe auch übernachtete. Noch vor dem Abendessen im Hotel mit Lyoner Spezialitäten wurde die Stadt erkundet — von der Rhône über den Place Bellecour zur Saône, natürlich einschließlich der historischen Altstadt. Dann am Freitag der letzte und sehr beeindruckende Zwischenstopp: die Grotte von Choranche. Die Tropfsteinhöhle fällt besonders durch die dünne und lange Form der Stalaktiten auf.
Die Stimmung im Bus war ausgezeichnet und die Mitreisenden freuten sich auf das Wiedersehen mit ihren französischen Freunden. Der vor 30 Jahren gefasste Plan die Gäste in der jeweiligen Stadt immer in Familien unterzubringen sei das “Herzstück der Partnerschaft” , wie Hans-Peter Baumann es ausdrückt.
Auch die anderen Gruppen hatten die Begegnung zu etwas außergewöhnlichem gemacht. So war der Radsportverein Herbolzheim bereits eine Woche zuvor mit seinen französischen Kollegen zu einer sechstägigen Radtour durch Korsika zusammen gekommen. Der Tischtennisverein und der Club Pingpong veranstalteten am Freitag ihr alljährliches Turnier und feierten damit die bereits 20 Jahre bestehende Verbindung beider Vereine.
Durch das ganze Wochenende zog sich der Gedanke eines vereinten Europas, welches in Sisteron und Herbolzheim auch tatsächlich gelebt wird. Dies zeigte sich nicht nur durch die Herbolzheimer Stadtmusik, deren musikalischer Marsch durch den Ort seinen Höhepunkt in der Pflanzung einer Freundschaftslinde fand, sondern auch durch die Zusammenkunft der Freizeitmannschaft der Volleyballspielgemeinschaft Herbolzheim mit dem neu entstandenen Team in Sisteron.
Artikel der Badischen Zeitung vom 30. Mai 2006 von Viola Hoffmann